Not macht bekanntlich erfinderisch. Im Fall der Menschen, die an der Straße „Beekscher Weg“ leben, sogar kreativ. Davon konnten sich am Samstag Passanten, Radfahrer und vor allem die Autofahrer überzeugen. Denn an sie waren die Botschaften am Straßenrand gerichtet. Botschaften wie: „Bleib’ gesund und munter, schalt’ auf 30 runter“ oder „Mensch und Tier danken dir“ oder „Rücksicht kommt an“ unter dem Bild eines Tempo-30-Schildes, das nicht von einem Kreis, sondern von einem Herz umrandet ist. Diese Schilder hatten die Anwohner in den vergangenen Tagen gemalt, gebastelt und gebaut.
„Das Tempo, mit dem die Pkw-Fahrer hier unterwegs sind, ist ein großes Problem“, sagt die Bürgermeisterkandidatin der Freien Bürger-Initiative Xanten (FBI) und Initiatorin der Aktion, Valérie Petit. Sie selbst wohnt auch am Beekscher Weg. „Vorgeschrieben sind 30 Stundenkilometer, aber kaum einer hält sich daran.“ Die Lärmbelästigung sei enorm, das Risiko für Kinder und andere Verkehrsteilnehmer ebenfalls. Das können Ralf und Sandra Lustig nur bestätigen: „Wir wohnen hier sehr naturnah. Eichhörnchen, Hasen und Katzen sind in der Dämmerung auf der Straße unterwegs. Wenn ich da als Fahrer einen Fehler mache, weil ich zu schnell bin, mache ich nicht nur Andere, sondern auch mich selbst unglücklich.“ Die zwölfjährige Charlotte erinnert sich daran, dass einmal eine kleine graue Katze von einem zu schnellen Pkw überfahren wurde. „Deshalb bin ich heute dabei und habe auch ein Schild gemalt.“ Kerstin Kemkes wiederum leidet vor allem unter dem Lärm. „Wenn ich mich nach dem Schichtdienst kurz hinlegen möchte, muss ich die Fenster schließen. Der Unterschied, den ein paar km/h bei der Lautstärke ausmachen, ist enorm. Vor allem, wenn Lieferwagen und Fahrzeuge mit Anhänger unterwegs sind.“
Bereits vor einem halben Jahr hatte die FBI einen Vorstoß unternommen und die Verwaltung gebeten, groß und deutlich Tempo 30 auf der Fahrbahn zu markieren. Gut gemeint, aber nicht gut gemacht, „denn Tempo 30 wurde nur am Anfang der Straße aufgemalt, das haben die meisten Autofahrer nach wenigen Sekunden wieder vergessen.“ Deshalb die Idee, dass die Antwohner selbst aktiv werden. „Nicht auf aggressive Art und Weise, sondern mit netten und sympathischen Botschaften.“ Am Samstag ist das auf jeden Fall geglückt, denn nicht nur Fußgänger und Radfahrer lobten die Aktion, auch etliche Autofahrer hielten den Daumen hoch: „Gut gemacht!“
Für den FBI-Fraktionsvorsitzenden Peter Hilbig ist es nur natürlich, dass eine FBI-Vertreterin diese Aktion initiiert hat. „Das ist das, was die FBI ausmacht, wo sie herkommt. Sie ist die unmittelbare Interessenvertreterin der Xantener und Xantener, sie ist die Nachbarin, die weiß, wo der Schuh drückt.“