Der Mensch Herbert Dissen

Wenn einer eine Reise tut, so kann er bekanntlich viel erzählen. Herbert Dissen hat deshalb besonders viel zu erzählen. Zum Beispiel von dem Zwischenstopp auf dem Flughafen von Miami,  als amerikanische Zöllner misstrauisch den FBI-Aufkleber auf seinem Koffer musterten, an die US-Bundespolizei FBI dachten und ihn alles auspacken ließen. Nicht ganz so schön war auch ein Abendspaziergang im brasilianischen Recife, als plötzlich ein Mann mit einem Messer vor ihm stand und Geld und Kamera kassierte. Doch das sind für den 79-jährigen FBI-Gründer nur Randnotizen. „Es überwiegen die schönen Erinnerungen.“ Und davon gibt es mehr als genug.  Weil es nur noch zwei weiße Flecken auf Herbert Dissens persönlicher Weltkarte gibt: Neuseeland und Australien. „Dort bin ich noch nicht gewesen.“

Reiselustig war er schon als junger Mann. Die erste größere Reise führte Anfang der 60er Jahre über den großen Teich. Schwester und Schwager waren kurz zuvor nach Kanada ausgewandert, da lag es nahe, sich dort umzusehen. Seitdem ist er weit herumgekommen, hat fremde Länder von Nord nach Süd und von Ost nach West bereist, viele Menschen kennengelernt und unzählige Fotos gemacht – konservativ geschätzt mehr als 10.000. Menschen und Landschaften sind darauf, aber oft auch Blumen und Tiere, zwei seiner Leidenschaften. Die schönsten Bilder hat er früher zu spannenden Vorträgen zusammengestellt und in Senioreneinrichtungen gezeigt. Die Bilder sind auch für ihn wunderbare Erinnerungen, „von meinen Reise zehre ich bis heute“.

Aber Herbert Dissen ist nie nur gereist, um etwas zu sehen. Er wollte auch immer etwas über die Menschen wissen, die in den Ländern leben, hat schnell Kontakte geknüpft. Wie zu dem Singalesen Jagath, der in Sri Lanka lebt und von einem eigenen Tuktuk träumte, um den Lebensunterhalt für sich und seine Familie zu finanzieren. Dissen startete in Xanten eine Spendenaktion und machte aus Jagath einen glücklichen Menschen. „Wir haben heute noch Kontakt, das ist wirklich schön.“ In Nepal war er mit einer Gruppe unterwegs, die eine Schule initiierte, und auf Haiti, „einem der ärmsten Länder der Welt“ unterstützt er ein Waisenhaus.

Im nächsten Jahr feiert Herbert Dissen seinen 80. Geburtstag. Der perfekte Anlass, endlich Neuseeland und Australien zu sehen. So war der Plan. Ob er diesen verwirklichen kann, steht zurzeit in den Sternen. Seine Gesundheit spielt nicht mit, er ist nicht so mobil, wie er es gerne wäre. Aber Träumen ist erlaubt. Und außerdem: „Vielleicht gibt es ja auch eine leichtere Tour, die für mich geeignet ist.“