Der Mensch Andreas Werner

Es war eine richtige Schnapsidee. Wie das so passieren kann bei netten Feiern. Andreas Werner und seine Lebensgefährtin waren damals noch nicht zusammen, kannten sich aber und kamen ins Gespräch. Über Urlaube mit dem Fahrrad. Und: Mosel müsste toll sein. War sie auch. Denn als aus den Beiden ein Paar geworden war, ging’s im ersten gemeinsamen Urlaub an die Mosel. Natürlich mit dem Rad. Inzwischen sind eine Menge weiterer Touren dazu gekommen. Rund 10.000 Kilometer sind Andreas Werner und seine Lebensgefährtin quer durch Europa geradelt.

Das Motto ist bei allen Strecken gleich: „Von der Quelle bis zur Mündung“, sagt Andreas Werner. Und: „Der Weg ist das Ziel.“ Am Anfang sei die Quelle, dort wird ein Foto gemacht und ein Piccolo geköpft. „Das gehört einfach dazu.“ Und dann geht es los, immer am Fluss entlang. Die Anreise erfolgt meistens per Zug, und auch zurück steigt das Paar in die Bahn. In diesem Jahr läuft die Tour ein wenig anders, denn es gibt kein Rückfahrticket. Nein, die Rückkehr nach Xanten ist fest eingeplant, „aber wir wollen uns nicht so festlegen. Wenn wir sagen, hier ist es schön, dann bleiben wir eben noch zwei Tage länger an einem Ort und müssen nicht daran denken, zu einem bestimmten Zeitpunkt an diesem oder jenem Bahnhof zu sein.“ Das Ziel ist übrigens der Spreewald. Ein Spreewaldkrimi hat Andreas Werner auf die Idee gebracht.

Das Schöne am Radeln: „Man sieht mehr. Du hast den Kopf frei, lernst unglaublich viele Leute kennen und bekommst viele neue Eindrücke.“ Es sei denn, die Strecke laufe rund um ein Atomkraftwerk, schmunzelt er. Das sei an der Mosel der Fall gewesen, da ging’s um einen Hügel herum und zur Linken lag die ganze Zeit der französische Atommeiler Cattenom. „Auf Dauer macht das ein bisschen depressiv.“

56 Liter Gepäck fassen die Satteltaschen der beiden Radfahrer. „Das reicht. Im ersten Jahr hatten wir noch Sachen mit wie schwarze Schuhe oder ein Hemd, um wegzugehen. Brauchen wir nicht.“ Auch das sei das Schöne bei dieser Art von Urlaub: „Man reduziert sich.“ Einen kleinen Luxus leisten sie sich doch. „Wir zelten nicht, wir gehen immer in Pensionen.“ Campen mit Mitte 50? Muss nicht sein.

Welches war die schönste Tour? Andreas Werner überlegt. „Alle waren schön, jede Tour ist besonders, hat ihren eigenen Reiz.“ Die im vergangenen Jahr sei besonders anstrengend gewesen, durchs Baltikum, fast nur über Schotterstrecken. Das geht in die Beine. Die spannendste Reise bislang war für ihn die Strecke durch Litauen, die kurische Nehrung bis nach Kaliningrad. Mit Visum, ohne großartige Sprachkenntnisse, aber jede Menge tolle Eindrücke. „Da bekomme ich heute noch Gänsehaut.“

Und dann fällt ihm doch noch eine sehr, sehr schöne Strecke ein. Die direkt vor der Haustür. „Der Rhein ist ein Fluss zum Fahren. Du kommst aus den Alpen raus und in Xanten an. Den muss man einfach fahren.“